Wahlprogramm LINKE /Anmerkungen KV Cux
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Bildung – humanistisch, für alle & ein Leben lang Empty Bildung – humanistisch, für alle & ein Leben lang

Do Feb 03, 2022 6:40 pm
Bildung – humanistisch, für alle & ein Leben lang.
211 Bildung ist für DIE LINKE eine wichtige Grundvorrausetzung für die Verwirklichung eines selbstbestimmten
212 Lebens sowie für eine lebendige, offene und demokratisch organisierte Gemeinschaft. Bildung öffnet nicht
213 nur Türen für das Berufsleben, vor allem ist sie die Voraussetzung für die persönliche Entwicklung. Durch sie
214 können wir die Freude am Lernen wecken, die Welt entdecken, um von ihr zu lernen und die Leidenschaft
215 finden, uns aktiv in die Gestaltung unserer Zukunft einzubringen. Ohne sie können wir nicht an der
216 Gesellschaft teilnehmen. Bildung ist für uns ein Recht. Das bedeutet, dass allen Kindern und Erwachsenen
217 unabhängig von ihrer örtlichen und sozialen Herkunft der Zugang zu Bildung gleichermaßen frei und möglichst
218 wohnortnah ermöglicht wird. Jede und jeder muss auf Basis der eigenen Interessen, Neigungen und
219 Fähigkeiten am Bildungsprozess teilnehmen können. Genau deswegen wollen wir demokratisch organisierte
220 Bildungsinstitutionen, für das Allgemeinwohl, in öffentlicher Hand.
221 Aus genau diesem Grund erteilen wir den Bildungsplänen der bisherigen SPD/CDU Landesregierung eine
222 Absage. Statt der derzeit wachsenden Unterfinanzierung von Schulen, wollen wir sanierte Gebäude mit Platz
223 und ausreichend Personal. Statt fallender Reallöhne, wollen wir pädagogische Berufe bis in die Kita
224 wertschätzen und angemessen entlohnen. Statt in einer Corona-Pandemie nur auf offene Fenster zu setzen,
225 wollen wir Luftfilter in allen Klassenräumen. Wir wollen nicht nur über Jugendliche reden, sondern sie über
226 ihre Entwicklung mitbestimmen lassen. Dem veralteten Bildungsverständnis, wonach man Kindern einen
227 Trichter auf den Kopf setzt, um es mit Wissen zu füllen, nur um sie fit für den Arbeitsmarkt zu machen, setzen
228 wir ein humanistisches Bildungsideal entgegen. Bildung die Neugier weckt, Spaß macht und den Mut bringt,
229 die persönliche Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen.
230
231 KiTa & Krippen – auf den Anfang kommt es an
232 DIE LINKE will bereits den Jüngsten in unserer Gesellschaft die bestmögliche Bildung garantieren. Dafür
233 braucht es genügend wohnortnahe Kindertagesstätten und einen guten Personalschlüssel. Die
234 Erzieher*innen müssen angemessen bezahlt werden und ausreichend Zeit zur Verfügung haben, um jedem
235 Kind mit seinen unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden zu können. Die Eltern sollen guten Gewissens
236 und ohne Druck aus der Gesellschaft oder vom Arbeitgeber entscheiden können, wann und für wie viele
237 Stunden am Tag sie ihr Kind in eine KiTa geben.
238 Gemeinsam mit Eltern, Erzieher*innen, Gewerkschaften konnten wir durchsetzen, dass seit August 2018 ein
239 Großteil der Kitagebühren weggefallen ist. Noch gibt es aber zu viele Ausnahmen von der Beitragsbefreiung,
240 zudem fehlen in Niedersachsen über 16.000 Krippen- und Kitaplätze. Gerade die frühkindliche Bildung spielt
241 in der Entwicklung von Kindern eine wichtige Rolle. Für DIE LINKE Niedersachsen ist klar: Kitas und Krippen
242 gehören flächendeckend ausgebaut, qualitativ ausfinanziert und gebührenfrei bereitgestellt.
243
244 DIE LINKE setzt sich ein für:
245 ➢ beitragsfreie Krippen und Kindergärten mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten
246 ➢ gebührenfreie, qualitative und warme Mittagsverpflegung an allen KiTas, möglichst aus regionaler Her-
247 kunft.
248 ➢ ein Landesprogramm zum Ausbau von Krippenplätzen mit Ganztagsangeboten und eine konsequente
249 Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Platz in der Krippe sowie KiTa
250 ➢ einen besseren Betreuungsschlüssel an Krippen, Kindergärten und Horten: maximal vier Kinder im Alter
251 bis drei Jahre und maximal acht Kinder im Alter bis sechs Jahre pro Erzieher*in
252 ➢ eine Änderung der Ausbildungsverordnung für Erzieher*innen zur Sicherstellung der Kinderbetreuung in
253 Niedersachsen, inklusive Ausbildungsvergütung
254 ➢ die besondere Förderung von inklusiv arbeitenden KiTas und ihrem Personal
255 ➢ eine bessere Ausbildung für Tageseltern mit der Perspektive in den Erzieher*innenberuf zu wechseln. Die
256 Bezahlung muss mindestens dem Mindestlohn entsprechen.
257
258 Schule – gemeinsam und demokratisch lernen
259 DIE LINKE kämpft für das gemeinsame Lernen aller Schülerinnen und Schüler. Wir wollen eine demokratisch
260 organisierte Schule und keine Lernfabrik. Durch Ganztagsangebote wollen wir das enge Unterrichtskorsett
261 entzerren; der Stress soll aus dem Schulalltag verschwinden, sowohl für die Beschäftigten als auch für die
262 Schüler*innen. Hausaufgaben sollen überflüssig werden, weil die schulische Bildung in der Schule bleiben soll
263 und Freizeit für Sport, Kultur und Freunde Vorrang hat. Unser Leitbild ist die Integrierte Gesamtschule, an der
264 alle Abschlüsse erreichbar sind und der Bildungserfolg nicht vom Geldbeutel abhängt.
265 Dafür wollen wir den von der Landesregierung verordneten Winterschlaf der Schulbildung aufwecken.
266 Lehrkräfte fehlen, viele Fachkräfte werden in Teilzeit gehalten und Schulgebäude sind gefährlich
267 sanierungsbedürftig. Kurzum, an der Bildung wird gespart. Gemeinsam mit Gewerkschaften konnten wir
268 Druck dafür machen, dass sich die Arbeitssituation gerade für in Teilzeit gehaltene Lehrkräfte, somit auch die
269 Qualität der Bildung verbessert. Damit wollen wir uns nicht zufrieden geben, denn für DIE LINKE
270 Niedersachsen hat Bildung die oberste Priorität.
271 DIE LINKE setzt sich ein für:
272 ➢ wohnortnahe Schulen „kurze Wege für kurze Beine“ und einen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
273 wie etwa kostenfreie Schulbusse.
274 ➢ gebührenfreie, qualitative und warme Mittagsverpflegung an allen Schulen, möglichst aus regionaler Her-
275 kunft.
276 ➢ mehr Sozialarbeiter*innen in sicheren Beschäftigungsverhältnissen an allen Schulformen, sowie mehr
277 Schulen mit inklusivem Unterricht.
278 ➢ kostenlose Lernmittel für alle SchülerInnen sowie eine kostenfreie Hausaufgabenhilfe.
279 ➢ ein Sanierungsprogramm für baufällige Schulen
280 ➢ die Stärkung der Gesamtschulen, u. a. durch die Änderung des Schulgesetzes
281 ➢ Entlastung aller Lehrkräfte durch die Verringerung der Unterrichtsverpflichtung und ausreichend Fortbil-
282 dungsmöglichkeiten, insbesondere für Inklusion und Medienpädagogik
283 ➢ eine Einstellungsoffensive an Schulen, für kleinere Klassen und unbefristete Vollzeit-Verträge für alle Be-
284 schäftigten in den Schulen sowie eine Aufbesserung der Lehrer*innenarbeitszeit
285 ➢ Kein Werben für das Sterben – Bundeswehr raus aus den Schulen!
286 ➢ eine Anhebung des Schulbudgets zur auskömmlichen Finanzierung von Klassenfahrten und Fortbildungen
287 ➢ demokratisch und direkt gewählte Schüler*innenräte und Schüler*innenvertretungen an jeder Schule in
288 Niedersachsen und die Ausweitung der Partizipationsmöglichkeiten an Schulen
289
290 Ausbildung – alle brauchen einen Platz
291 DIE LINKE will allen Jugendlichen eine Ausbildung ermöglichen – kostenfrei, den persönlichen Neigungen
292 entsprechend und qualitativ hochwertig. Die berufliche Bildung soll dabei nicht schlechter dastehen als ein
293 Bachelorstudium. Durch die Verankerung von Qualitätskontrollen und bessere Freistellungsmöglichkeiten für
294 betriebliche Ausbilder*innen wird die Ausbildungsqualität für Lehrende und Lernende verbessert.
295 Neben der mangelnden Anzahl an Ausbildungsplätzen stimmt oft auch die Qualität nicht: Ein Viertel der
296 Azubis ist mit der Ausbildung unzufrieden, bei den Berufsbildenden Schulen ist es sogar fast jede*r zweite.
297 Die psychische Belastung, bedingt durch zu hohe Anforderungen und schlechte Ausbildungsbedingungen,
298 nimmt bereits in der Ausbildung zu. Alle Jugendlichen haben aber ein Anrecht auf einen guten Anschluss nach
299 dem Schulabschluss, am besten an der Hochschule oder in der Dualen bzw. vollzeitschulischen Ausbildung;
300 bei Bedarf gibt es zusätzliche Qualifikationsangebote, die zu einer Ausbildung führen.
301 DIE LINKE setzt sich ein für:
302 ➢ Wer nicht ausbildet, soll zahlen: Es muss eine Umlagefinanzierung eingeführt werden, bei der Betriebe,
303 die nicht ausbilden, eine Abgabe zahlen, die ausbildungswilligen Kleinunternehmen zugutekommt
304 ➢ Wer keinen Ausbildungsplatz bekommen hat, erhält ein Angebot für eine vollzeitschulische oder außer-
305 betriebliche Ausbildung an qualifizierten Ausbildungsstätten und die Möglichkeit auf Förderung durch
306 das Schüler-Bafög. Ziel der Ausbildung ist zudem, im zweiten Jahr möglichst in die betriebliche Ausbildung
307 zu wechseln
308 ➢ eine optimale schulische und betriebliche Ausbildung. Dazu sollen zum einen die Stellen in den Berufs-
309 schulen ausgebaut werden, so dass Azubis mindestens zwei Mal in der Woche für sechs Stunden unter-
310 richtet werden können. Gleichzeitig müssen die Kapazitäten der betrieblichen Ausbilder*innen gestärkt
311 werden
312 ➢ einen Mindestlohn für Azubis sowie eine Aufwandsentschädigung für Praktikant*innen
313 ➢ den Ausbau der Volkshochschulangebote mit kostenfreien Kursen für Menschen mit geringem Einkom-
314 men, insbesondere im Bereich der beruflichen Fortbildung.
315 ➢ öffentliche Bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen, Bibliotheken, Musikschulen und andere Kultur-
316 einrichtungen finanziell zu stärken
317 ➢ Weiterbildungsangebote und Kultureinrichtungen mit Sozialtarifen bis hin zum kostenfreien Eintritt, für
318 alle zugänglich zu machen
319
320 Hochschulen – ausfinanziert, demokratisch und mit guten Arbeitsbedingungen
321 DIE LINKE. Niedersachsen steht für eine demokratische und soziale Hochschule, in der Wissenschaft und
322 Bildung dem Allgemeinwohl dienen. Demokratische Teilhabe aller Statusgruppen, Transparenz, die
323 Überwindung von Diskriminierung jeglicher Art, die Sicherung der Durchlässigkeit im Bildungssystem, Lehre
324 und Forschung in gesellschaftlicher Verantwortung, eine hohe Qualität von Studium und Lehre, welche zur
325 Mündigkeit anregt, sowie gute Studien- und Arbeitsbedingungen sind die entscheidenden Ziele, an denen wir
326 die Hochschulpolitik messen.
327 Hochschulen befinden sich seit Jahren in weitreichenden, betriebswirtschaftlich geprägten
328 Veränderungsprozessen. Das so genannte Prinzip der unternehmerischen Hochschule soll Studierende zu
329 Kunden machen, Lehre zu einer am Arbeitsmarkt ausgerichteten Dienstleistung und Hochschulen zu
330 undemokratischen Unternehmen. Durch eine massive Unterfinanzierung sollen Hochschulen wie
331 Unternehmen um Gelder konkurrieren, welche oft von privaten Geldgebern kommen. Die Folgen sind
332 Befristung, prekäre Arbeits- und Studienbedingungen sowie die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit
333 durch Orientierung auf Profitinteressen.
334 DIE LINKE setzt sich ein für:
335 ➢ einen massiven Ausbau der Grundfinanzierung, der einhergeht mit einem Entfristungsprogramm für
336 die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen: „Dauerstellen für Daueraufgaben“
337 ➢ verbindliche Mindeststandards für gute Arbeit an Hochschulen: Schluss mit den Kurzzeitverträgen.
338 Schluss mit den Kettenbefristungen
339 ➢ eine Demokratisierung der Hochschulen durch eine verfassungskonforme mindestens Viertelparität
340 in den Gremien sowie den akademischen Senat als höchstes beschlussfassendes Organ einer Hoch-
341 schule: Hochschulräte sind für die Beratung da, nicht für die Entscheidungsfindung
342 ➢ die Rechte der Personalräte an den Hochschulen dürfen nicht hinter denen in den anderen Bereichen
343 der Verwaltung zurückstehen
344 ➢ ein Ende der Exzellenzinitiative: Flächendeckende, bedarfsgerechte und nicht wettbewerbsorien-
345 tierte Ausfinanzierung für alle Studentenwerke und für alle Hochschulen statt einzelner elitärer
346 Leuchtturmprojekte
347 ➢ den nachfrageorientierten Ausbau der Studienplätze an allen niedersächsischen Hochschulen und
348 einen offenen Hochschulzugang für Menschen mit und ohne Abitur
349 ➢ keine weiteren Stiftungshochschulen mehr. Stattdessen muss es ein Rückkehrprogramm für die be-
350 stehenden Stiftungen geben
351 ➢ die Veröffentlichung und Bereitstellung von Open Source sowie eine Veröffentlichung von For-
352 schungsergebnissen, die mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, sowie eine Offenlegung aller
353 Drittmittelgeber im Sinne einer vollständigen Transparenzklausel
354 ➢ einen Stopp der Rüstungsforschung, gesetzlich verankerte Zivilklauseln und den Ausbau von Friedens-
355 forschung
356 ➢ Bundeswehr raus aus den Hochschulen und Universitäten
357
358 Studium – Bildung mündiger Menschen ohne soziale Hürden
359 DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass ein Studium frei von wirtschaftlichen Zwängen und finanziellen Nöten
360 absolviert werden kann. Die Studierenden werden nicht als zu formende Humanressourcen behandelt,
361 sondern als vollwertige Mitglieder der Hochschule. Der Einfluss von Wirtschaft und Lobbygruppen auf die
362 Lehre ist zurückzudrängen. Das Studium muss so gestaltet sein, dass Lehrende und Lernende ausreichend Zeit
363 für Diskussion und Erkenntnisprozesse haben.
364 Die Bedingungen, unter denen das Studium derzeit stattfindet, sind katastrophal. Leistungsdruck,
365 Notenwahn, Regelstudienzeit, Konkurrenz zwischen Studierenden und die Langzeitstudiengebühren sind
366 unzumutbar. Dies alles führt zu miserablen Lehr- und Lernbedingungen, in denen Studierende durch
367 Lernstress und finanzielle Sorgen krank werden. Für DIE LINKE muss das Studium hingegen Zeit und Raum
368 bieten, in denen man seiner Motivation, Neugier und Freude am Lernen ohne Zwang und Konkurrenz
369 nachgehen kann. Hochschulen sind Orte, in denen die Erfahrungen der Menschheit aus einem reichhaltigen
370 kulturellen und wissenschaftlichen Erbe geschöpft werden können: Orte, um sich diese Welt gemeinsam
371 wissenschaftlich anzueignen, Wissen zu mehren und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln im Sinne einer
372 friedlichen und sozialen Gestaltung unserer Gesellschaft.
373 DIE LINKE setzt sich ein für:
374 ➢ die Abschaffung aller Gebühren – einschließlich des Verwaltungskostenbeitrags – sowie eine bedarfsde-
375 ckende, elternunabhängige und staatliche Ausbildungsfinanzierung
376 ➢ die Abschaffung von verschulten Studiengängen zugunsten der Einführung von Studiengängen zum
377 selbstbestimmten Lernen
378 ➢ die stärkere Öffnung der Hochschulen für Menschen ohne Abitur, nicht nur auf dem Papier durch das
379 Angebot von Brückenkursen, sondern auch verankert im Selbstverständnis jeder Hochschule und gestärkt
380 durch öffentliche Förderprogramme
381 ➢ die Öffnung der Hochschulen für Geflüchtete mit entsprechenden Sprachangeboten
382 ➢ den Nachweis der didaktischen Fähigkeiten als wesentlicher Bestandteil bei der Berufung von Profes-
383 sor*innen
384 ➢ die demokratische, aus dem Wissenschaftswesen selbst heraus entstehende Weiterentwicklung und
385 Qualitätssicherung von Studium und Lehre statt des derzeitigen Akkreditierungsverfahrens durch Externe
386 ▪ die vollständige Durchlässigkeit von Bachelor- zu Masterstudiengängen. Wer einen Bachelorabschluss
387 macht, erhält einen Rechtsanspruch auf einen Masterplatz
388 ▪ die Aufhebung der Regelstudienzeit und die wirksame Abschaffung der Anwesenheitspflicht
389 ▪ ein Ende der prüfungsgebundenen Exmatrikulation und des damit verbundenen bundesweiten Studier-
390 verbots
391
392 Kinder und Jugendarbeit
393 Junge Menschen verbringen einen Großteil ihrer Zeit in Organisationen, die außerhalb der schulischen
394 Bildung liegen – wie Sportvereine, Jugendverbände oder Jugendzentren, sie engagieren sich in Vereinen und
395 haben Freundschaftsnetzwerke. Gerade der Grundsatz der Freiwilligkeit dieses selbstbestimmten und
396 selbstorganisierten Bildungsbereichs besitzt aber für Jugendliche einen besonderen Reiz und Stellenwert, in
397 dieser besonderen Phase der Ablösung von der Familie. Hier können Jugendliche ohne Sanktionsdruck,
398 selbstbestimmt, erfahrungs- und bedürfnisorientiert miteinander lernen.
399 Die Angebote für eine offene Jugendarbeit in der Fläche sind verschwindend gering, weil sie als so genannte
400 freiwillige Leistung von den Kommunen bezahlt werden müssen. So fehlen dort außerhalb des
401 bewundernswerten freiwilligen Engagements in sozialen Einrichtungen, Feuerwehr, Kirche und Sportverein
402 Orte, die Jugendliche aufsuchen können, die sich nicht in den traditionellen Strukturen wiederfinden wollen.
403 Jugendliche aller Alterststufen und Herkünfte bilden in den Jugendverbänden und -zusammenschlüssen
404 Sympathie- und Neigungsgruppen, die es innerhalb der Schule, in dieser Vielfalt nicht gibt. Es werden wichtige
405 soziale Erfahrungen im Umgang miteinander gemacht. Die Jugendverbandsarbeit bietet auch einen
406 Schutzraum für Jugendliche, in dem sie niedrigschwellig und von Erwachsenen unbewertet Probleme,
407 jugendrelevante und -spezifische Themen ansprechen können, wie es in anderen Bildungsräumen kaum
408 möglich ist.
409 DIE LINKE setzt sich ein für:
410 ➢ eine stärkere institutionelle Förderung der Träger*innen der außerschulischen Jugend- und Jugendver-
411 bandsarbeit. Die gezielte Förderung von Projekten ist ein wichtiges ergänzendes Instrument, darf jedoch
412 die institutionelle Förderung weder schwächen noch ersetzen
413 ➢ die Förderung offener Jugendarbeit in den Kommunen, und zwar auch durch eine anteilige Landesfinan-
414 zierung von qualifiziertem Personal – mehr Jugendfreizeitstätten
415 ➢ eine Erhöhung der Zahl hauptamtlich Beschäftigter in der Jugendarbeit, auch um damit ehrenamtliches
416 Engagement in Jugendverbänden zu unterstützen und von administrativem und bürokratischem Ballast
417 zu befreien
418 ➢ die Stärkung der Jugendsozialarbeit und die gezielte Förderung von Programmen und Modellprojekten
419 für besonders benachteiligte Jugendliche (etwa bei Armut, Obdachlosigkeit, Drogenmissbrauch und beim
420 Übergang von Schule zu Beruf)
421 ➢ die gezielte Ansprache und Förderung ausgegrenzter Jugendlicher mit Migrationshintergrund durch in-
422 tegrative Angebote
423 ➢ die stärkere Einbindung von Jugendlichen in die Politik, z. B. durch mehr unabhängige Jugendparlamente
424 und Jugendräte
425 ➢ für Freiräume für Jugendliche. Deshalb: Freiflächen zur Verfügung stellen, z. B. durch die Förderung öf-
426 fentlicher Bolzplätze, Graffitiflächen, Skater- und Streetball-Anlagen
427 ➢ den Ausbau öffentlicher Freizeitangebote wie Bolzplätze, Skateranlagen, Basketballplätze, Proberäume,
428 insbesondere in Gebieten mit sozialen Brennpunkten.
429 ➢ die finanzielle Unterstützung der ehrenamtlichen Jugendarbeit durch eine Jugendfördersatzungen, die es
430 Jugendverbänden und Gruppen erlaubt große Teile ihrer Kosten zu erstatten.
431 ➢ Die Förderung der eigenständigen Vertretung von Jugendverbänden durch die finanzielle und personelle
432 Förderung von Kreis- und Stadtjugendringstrukturen
433
434 Kinder und Jugendpartizipation
435 Kinder und Jugendliche wollen nicht nur befragt werden, sie wollen teilhaben, mitwirken, wirklich
436 mitbestimmen und nicht nur Zuschauer sein, bei den Entscheidungen zu ihren Belangen. Sie brauchen selbst-
437 organisierte Freiräume um sich zu entwickeln, echte Mitbestimmung und das Zutrauen um sich in die
438 Gesellschaft einbringen zu können. Die derzeit diskutierten und bereits in der Umsetzung befindlichen
439 Versuche, Kinder und Jugendliche einzubeziehen, gehen über informieren, Wünsche und Probleme abfragen
440 nicht hinaus. Wirkliche Beteiligung braucht aber einen verstetigten und wirkmächtigeren Rahmen, als das
441 unverbindliche „Wünsche und Kritikäußern“, bei dem dann letztlich die Verantwortung und Wirkmächtigkeit
442 weiterhin bei den Handelnden aus „Politik“ und Verwaltung bleibt.
443 DIE LINKE setzt sich ein für:
444 ➢ den Einbezug der Jugendlichen in die Verwaltung von Jugendfreizeiteinrichtungen bis hin zur Selbst-
445 verwaltung.
446 ➢ den Aufbau und die Unterstützung von Jugendparlamenten, -räten und -foren, welche jugendrele-
447 vanten Themen mit Entscheidungsbefugnissen eingebunden werden müssen.
448 ➢ Die Einrichtung von Jugendbudgets, über dessen Verwendung allein Jugendliche entscheiden
449 ➢ Mehr Mitsprache in Jugendhilfeausschüssen
450 ➢ die Senkung des Wahlalters bei Kommunalwahlen auf 14 Jahre.
451 ➢ die Schaffung von Jugendräumen, in denen sie sich treffen und Zeit verbringen können
452
453 Kinderarmut bekämpfen
454 Kinder und Jugendliche sind die Zukunft einer jeden Gesellschaft. Doch leider sind ihre Entwicklungschancen
455 stark von den finanziellen Rahmenbedingungen ihrer Eltern vorbestimmt. Diese Armut und die damit
456 verbundenen prekären Lebensbedingungen führen zur Erfahrung von sozialer Diskriminierung schon im
457 frühesten Alter. Mit der Einführung von Hartz IV ist die Armut von Kindern und Jugendlichen auf Rekordniveau
458 angestiegen. In Niedersachsen leben rund 200.000 Kinder und Jugendliche in Armut. Auch die gegenteilige
459 Erfahrung von Privilegierung durch Herkunft gefährdet die soziale Entwicklung und fördert Elitedenken. Wir
460 wollen das Recht der Kinder auf soziale Entwicklung zur Geltung bringen. Kinder brauchen unabhängig vom
461 Einkommen der Eltern gleiche Entwicklungschancen. Deshalb muss auch die Bekämpfung von Familienarmut
462 im Zentrum einer präventiven Kinder- und Jugendpolitik stehen.
463 DIE LINKE fordert deshalb:
464 ➢ verstärkte Unterstützung im sozialen Bereich tätiger demokratischer Selbsthilfe-Initiativen.
465 ➢ die Gewährleistung ausreichender kostenlose Hausaufgaben- und Nachhilfeangebote
466 ➢ die gezielte Förderung von pädagogischen Kompetenzen von Eltern
467 ➢ Stadt- und Landkreis erstellen und veröffentlichen zusammen mit den Gewerkschaften, Sozialverbän-
468 den jährlich einen Armutsbericht unter besonderer Berücksichtigung der Kinderarmut
469 ➢ dass die Kommune die bisher in Deutschland nicht ins Grundgesetzt verankerte UN-Konvention der
470 Rechte von Kindern anerkennt
471 ➢ die Abschaffung von Sanktionen beim Zugang zu Bildung für Kinder, deren Eltern Hartz IV beziehen
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